IGS Stierstadt engagiert sich intensiv gegen Rechts und Antisemitismus: Schüler tauchen in die Geschichte der Frankfurter Judengasse ein
Oberursel Stierstadt, 17.01.2024
In der aktuellen Nach-Corona-Ära setzen Schulen verstärkt auf außerschulisches Lernen, um die intrinsische Motivation der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Ein herausragendes Beispiel hierfür liefert die IGS Stierstadt, die in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum und dem engagierten Mitarbeiter Alexander Schlepp einen wichtigen Schritt in Richtung Aufklärung gegen Rechts und Antisemitismus unternimmt.
Die Klasse 7a der IGS Stierstadt tauchte kürzlich in die faszinierende Geschichte der Frankfurter Judengasse ein, die einst zu den bedeutendsten Zentren jüdischen Lebens in Europa zählte. Unterstützt durch Materialien von Alexander Schlepp und Sophie Schmidt, Mitarbeiter im Jüdischen Museum, erkundeten die Schülerinnen und Schüler die historischen Überreste und Artefakte aus dem Alltag der jüdischen Gemeinde.
Die Materialien von Schlepp, die in einem speziellen Projekt integriert wurden, ermöglichten den Schülerinnen und Schülern einen intensiven Einblick in die Geschichte der Judengasse. Die architektonischen Überreste von fünf Häusern stehen im Mittelpunkt der Dauerausstellung im Museum Judengasse, die sich auf das jüdische Alltagsleben in der frühen Neuzeit konzentriert.
Arbeiten mit Quellen, ein essenzieller Bestandteil des historischen Lernens, wurde von den Schülerinnen und Schülern engagiert umgesetzt. Über zwei Tage hinweg wurden Hypothesen anhand der mitgebrachten Quellen erarbeitet, verifiziert und falsifiziert. Die Bedeutung von Häusernamen, Ritualbädern (Mikwen), der Nutzung von Oberlichtern anstelle von Fenstern und Chanukkaleuchtern wurden dabei intensiv beleuchtet.
Die Judengasse in Frankfurt am Main wurde im Jahr 1460 zum jüdischen Bezirk erklärt, und im 17. Jahrhundert lebten hier bereits 3.000 Menschen. Die Frankfurter Judengasse entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Zentren jüdischen Lebens in Europa, wie die Schülerinnen und Schüler der IGS Stierstadt hautnah erfuhren.
Die Klasse 7a vertiefte ihre Auseinandersetzung mit der Geschichte, indem sie im Rahmen des Projekts selbst kreativ wurde. Die Familien in der Frankfurter Judengasse verwendeten Hauszeichen nicht nur als Ersatz für Hausnummern, sondern auch als Schmuck für kostbare Kerzenleuchter und glänzende Becher. Im kreativen Freestyle-Workshop gestalteten die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Hauszeichen. Hierbei erfuhren sie nicht nur Überraschendes über den Alltag in der Judengasse, sondern setzten sich auch intensiv mit sich selbst und ihrer Familie auseinander. Die Fragen nach dem Lieblingstier, passenden Symbolen und der individuellen Bedeutung fanden ihren Ausdruck in einzigartigen Hauszeichen. Dieser kreative Ansatz betont die Einzigartigkeit eines jeden Menschen und kritisiert gleichzeitig Vereinheitlichung, wie sie während der Judenverfolgung stattfand.
Das Engagement der IGS Stierstadt beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Schulunterricht. Das Jüdische Museum bietet Bildungsangebote, darunter Führungen, Workshops und spielerische Erkundungen, um jüdisches Leben, Geschichte und Religion in den Schulalltag zu integrieren. Die intensive Zusammenarbeit zwischen der IGS Stierstadt und dem Jüdischen Museum verdeutlicht, dass Bildungseinrichtungen eine Schlüsselrolle in der Aufklärung gegen Rechts und Antisemitismus spielen können.
Zusätzlich setzt die IGS Stierstadt auf präventive Maßnahmen im Schulalltag. Ein spezielles Präventionsteam gestaltet das schulische Programm so, dass in allen Jahrgängen regelmäßig und besonders in den Alternativwochen Projekte und Workshops zur Aufklärung gegen Ausgrenzung und Rassismus eingebunden sind. Dies unterstreicht das ganzheitliche Engagement der Schule für Toleranz, Respekt und Vielfalt.
Ein weiteres beeindruckendes Projekt wird von der Q3 (13. Klasse) Geschichte der IGS Stierstadt vorangetrieben. Aktuell nimmt der Leistungskurs an einem Forschungsprojekt des Historischen Museums teil, bei dem die Recherche zu jüdischen Familien und ihren bewegenden Lebensgeschichten, von Flucht und Deportation in Frankfurt, im Vordergrund steht. Dieses Projekt wird nach Fertigstellung öffentlich vorgestellt, um das Bewusstsein für die historischen Ereignisse weiter zu schärfen und die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten.
Historische Artefakte spielerisch kennenlernen
Die Kinder entwickeln eigene Hauszeichen
Klasse 7a zeigt großes Interesse am Leben in der Judengasse Frankfurt im Unterricht